Verrückt - Auf einmal sind fast 3 Monate seit dem letzten Blog vergangen. Es ist Ende November und hier in Queensland beginnt für die Farmer und auch die Backpacker so langsam die Erntesaison für die „guten“ Früchte. Was ich mit „gut“ genau meine, möchte ich euch heute erklären. Bevor es aber in meinen Erfahrungsbericht geht, will ich vorab in einem kurzen Q&A schon mal die wichtigsten Fragen, die sich die meisten stellen, beantworten. Also, let’s go!
Farmwork Q&A
Warum Farmarbeit in Australien?
Ganz einfach, Australien ist einer der größten Landwirtschafts-Betreiber und baut extrem viele verschiedene Gemüse-, Obst- und Getreidesorten an. Das bedeutet, dieser Sektor bietet sehr viele Jobs an, egal ob mit oder ohne Vorerfahrung. Und ich glaube ich liege richtig, dass statistisch die wenigsten Menschen aus Deutschland mal so richtig auf einer Farm geackert haben, heißt, es ist einfach mal was komplett anderes!
Arten von Farmarbeit
Es gibt die klassische Erntearbeit auf Plantagen, aber auch außerhalb der Saison Vor- oder Nachbereitungsarbeiten wie Bäume schneiden Bewässerungssysteme warten. Dann gibt es natürlich auch Tierfarmen wie bspw. Pferdehöfe, wo Stallarbeit gemacht werden muss oder aber auch Molkereien, wo die Kühe gepflegt, gefüttert und gemolken werden müssen.
Wie du einen Farmjob in Australien findest
Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Grundsätzlich ist es immer hilfreich, sich mit anderen Backpackern auszutauschen und so an Kontakte zu kommen. Auch in den Hostels findet man immer mal wieder interessante Jobausschreibungen. Wer aber richtig Eigeninitiative ergreifen will, der sollte sich durch sämtliche Facebook Gruppen durchlesen und auf das richtige Jobangebot hoffen. Dann gibt es natürlich noch Webseiten wie Backpackerjobboard.com.au, wo ihr euch eure Bewerbungsunterlagen einmal (im besten Fall mit Mühe) erstellen könnt, und euch dann ganz einfach immer mit nur einem Klick für viele verschiedene Jobs bewerben könnt.
In welchen Gebieten finde ich Farmarbeit in Australien?
Grundsätzlich würde ich sagen, überall im Land verteilt. Jedoch befindet sich das Ballungsgebiet von unzähligen Farmen mit Erntearbeit in und um Bundaberg in Queensland. Wer aber was ganz anderes machen will, der kann sich auch über Perlenfarmen in Broome in Western Australia schlau machen.
Wann gibt es Farmarbeit?
Die Erntesaison in Queensland bspw. in der Bundaberg Region beginnt in der Regel so ab November und geht dann mit der langen Avocado Saison bis Ende August oder sogar Anfang September. Die Macadamia Saison zieht sich sogar bis Oktober, heißt, im Endeffekt gibt es Arbeit das ganze Jahr über.
Vorteile von Farmarbeit in Australien
Der wohl größte Vorteil ist die Erfahrung selbst. Man lernt viel über die Landwirtschaft, man arbeitet draußen bei Wind und Wetter (im Idealfall bei nicht allzu heißer Sonne) und man ist körperlich aktiv. Ich sage, wer mehr Arbeit will, kann immer mehr machen. Auf der Farm ist immer was zu tun. Abgesehen davon, lernt ihr auch neue Leute kennen. Seien es andere Backpacker oder aber auch Australier die durch und durch für ihre Farm, die Arbeit und den Lifestyle brennen. Und natürlich könnt ihr auch, wenn ihr viel arbeitet und weniger Zeit und Möglichkeiten fürs Geld ausgeben habt, da ihr vielleicht auch etwas abgelegen im Inland wohnt, sehr gut Geld sparen.
Herausforderungen von Farmarbeit in Australien
Herausforderungen sind auf jeden Fall das Wetter. Im Sommer klettern die Temperaturen gerne mal bis an die 40 Grad, gefolgt von den stärksten Regenfällen, die ihr euch vorstellen könnt. Das alles und auch die Arbeit selbst nimmt den Körper natürlich in Anspruch. Besonders am Anfang mag das alles total unmöglich zu bewältigen scheinen.
Tipps für die Farmarbeit
Bei Fragen oder Unklarheiten traut euch immer nachzufragen. Sorgt dafür, dass ihr genügend trinkt, besonders wenn es heiß ist und achtet auf ausreichend Sonnenschutz für die Haut. Traut euch was neues zu und seid nicht zu schüchtern. Keiner erwartet, dass ihr von Anfang an alles direkt meistert. Denn wie sagt man so schön, Übung macht den Meister.
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Mein persönlicher Erfahrungsbericht
Working Holiday in Australien und auf einer Farm arbeiten geht für viele Backpacker oft Hand in Hand. Warum? Naja, ihr könnt gutes Geld verdienen und sparen und neben dem Geld ist es einfach eine spannende Erfahrung und für viele mal ganz was anderes. Außerdem zählt die Farmarbeit für eure „88 days“, mit denen ihr euch für euer „2nd year working holiday visa“ qualifiziert.
Ich erzähle euch einfach mal, wie ich es mit der Farmarbeit gemacht habe. Natürlich gibt es mehrere Optionen, aber für mich hat mein Weg sehr gut funktioniert.
Ich bin Ende November 2023 in Australien angekommen und wusste, dass ich meine 88 days diesmal zu 100% machen werde und das am liebsten so früh wie möglich, sodass es am Ende nicht plötzlich knapp wird. Also habe ich mich, sobald ich mein Auto gekauft hatte und bereit für die Arbeit und das Reisen war, für so viele Fruitpicking Jobs wie möglich beworben. Die meisten Jobausschreibungen habe ich auf der Webseite backpackerjobboard.com.au gefunden, jedoch hatte ich mit den Bewerbungen keinen Erfolg. Neben den Bewerbungen hatte ich aber auch eine an ein sogenanntes „Working Hostel“ geschickt. Zur Erklärung, ein Working Hostel ist quasi ein normales Hostel, wo ihr unterkommt, allerdings vermitteln sie Jobs für euch, sodass ihr möglichst schnell ans Arbeiten kommt. Eigentlich eine sehr coole Sache, nur leider müsst ihr da auch aufpassen, weil es leider immer wieder Hostels gibt, die nur auf den Profit aus sind und Backpacker ausnutzen, zu viel bezahlen lassen, auf Arbeit warten lassen oder mit schlechten Farmen kooperieren, wo Backpacker nicht gut behandelt werden. Damit euch sowas nicht passiert, kann ich euch schon mal 2 Hostels in Childers empfehlen. Einmal die Childers Eco-Lodge, wo ich selbst 4 Monate war und dann noch Farm Gate Childers, wo aktuell meine Schwester ist und ihre 88 Tage macht.
Die Farmarbeit selbst ist oft anstrengend, aber für jeden machbar! Egal ob jung, alt, groß, klein, männlich, weiblich, divers… ihr wisst was ich meine. Gebt euch am Anfang etwas Zeit, um euch erstmal an alles zu gewöhnen. Viele kamen von der Küste und absoluten Traum-Lifestyle mit Reisen, Surfen und jeden Tag Strand in Childers an (wo es bis zum nächsten Strand in Woodgate auch nur 30 Minuten sind), hatten nach 1-2 Tagen die Schnauze voll und sind wieder abgehauen. Natürlich ist es was anderes als wenn man in Noosa im Cafe arbeitet, sich alles am Meer abspielt und überall nur gleichgesinnte Surfverrückte Menschen rumlaufen. Aber wie gesagt, gebt euch Zeit, um euch an alles zu gewöhnen. Ich würde sagen, mindestens 2 Wochen. Klar, es ist auch Geschmackssache, aber mir hat die Farmarbeit auch richtig Spaß gemacht. Man arbeitet den ganzen Tag draußen, ist körperlich ununterbrochen aktiv und sieht am Ende des Tages ein Ergebnis. Das kommt jetzt aber aus meinem Mund und ich habe mich davor die letzten 3 Jahre im Bürojob mit Powerpoints und Exceltabellen rumgeschlagen.
Bevor es auf die Farm geht, braucht ihr aber noch ein paar Dinge, die ich euch hier einmal aufgelistet habe.
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High Vis Shirts lang- und kurzärmelig (checkt erst Op-Shops bevor ihr neu kauft)
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große Trinkflasche (ebenfalls erst Op-Shops checken)
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Arbeitsschuhe (die von Kmart, Target oder BigW reichen vollkommen aus)
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Sonnencreme
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Kappe oder Hut
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Litschis
Anyway, mein erster Farmjob war vermutlich der Beste, den ich hätte bekommen können. Litschis ernten auf Van Rooyens Farm. Die Familie Van Rooyen, Ehepaar und 3 Söhne, die absolut liebsten Menschen, die man sich als Chefs vorstellen könnte. Und das was sich vermutlich jeder wünscht: harte Arbeit wird geschätzt und belohnt. Ich habe geerntet, was das Zeug hält und wurde ab dem 4. Tag zum Buggyfahrer befördert. Heißt, ich habe immer noch geerntet, aber sobald der Anhänger voll war, durfte ich diesen zum Shed fahren, entladen und mit leeren Kisten wieder auffüllen. So hatte ich etwas mehr Abwechslung und mit den Buggys zu fahren macht auch einfach Spaß. Ansonsten ist der Alltag ziemlich gleich. Litschis ernten heißt sehr früh anfangen, da man nur bis maximal 12 Uhr mittags ernten kann, weil es danach zu heiß ist und die Litschis zu weich werden und dadurch zu schnell beschädigt werden. Ein guter Arbeitstag war dann so von 5:30 bis 12:30. Ich wollte aber gerne noch mehr arbeiten und habe deswegen nach extra Arbeit gefragt und diese auch bekommen. Heißt, wenn alle anderen Backpacker nach Hause sind, habe ich manchmal noch weitere 4-5 Stunden Bäume geschnitten, Unkraut gejätet oder andere Wartungsarbeiten gemacht. Auch deswegen hatte ich das Glück, dass ich, als die Litschi Saison nach 4 Wochen um war, noch einen ganzen weiteren Monat auf der Farm bei den Aufräumarbeiten helfen konnte. Das heißt, ich hatte quasi einen Fulltime Job von 7-15 Uhr jeden Tag und habe ständig andere Jobs erledigt. Das hat es mir erspart, bis zur Avocado-Saison irgendeinen Überbrückungsjob anzunehmen.
Avocados
Die Avocado-Saison ging dann nämlich ab März los. Hier war der Alltag wieder etwas anders. Solange es nicht regnet, wurde 5 Tage die Woche (Montags bis Freitags) von 7 bis 15/16 Uhr gearbeitet. Die Farm (Peirsons Farm) war riesig. Es gab immer verschiedene Abschnitte von Baumreihen, wo man erst zu Fuß durch ist und alles geerntet hat, was vom Boden aus erreichbar war und danach ging es auf die Cherry-Picker (Hubwagen) und man erntete den Rest aus den Bäumen. Anteilsmäßig waren wir mehr auf den Cherry-Pickern als auf dem Boden, was auch viel entspannter war, da man keinen schweren Beutel tragen muss, sondern alle Avocados in einem Korb gesammelt werden, der am Cherry-Picker befestigt war. Auch hier hatte ich riesiges Glück mit der Farm. Unser Manager und Supervisor Mick war wahrscheinlich der größte Aussie den ich jemals getroffen habe. Rugby shorts, Arbeitsshirt, zerfledderter Akubra Hut und immer zu haben für ein Bier im Pub. Ja wirklich, jeden Dienstag sind wir Abends mit ein paar Leuten aus dem Hostel in South Kolan in den Pub gegangen für die besten Chicken Parmis, die ich je gegessen habe. Und Mick war auch einige Male dabei. Absolute Legende der Mann.
Fazit: Farmarbeit
Bei beiden Farmen war ich traurig als die Zeit vorbei war, aber auch dankbar und froh, dass ich so ein Glück hatte. Es lohnt sich immer, hart zu arbeiten und ein gutes Verhältnis mit den Farmern aufzubauen, denn so bleibt man in Erinnerung und man weiß ja nie, ob man irgendwann nicht doch noch mal einen Farm Job braucht. Und um zum Abschluss nochmal auf die zu Beginn erwähnten “guten” Früchte zurückzukommen: mit gut meine ich alles was ab Bauch oder Schulterhöhe wächst, wie z.B. eben Litschis und Avocados aber auch Mangos (da ist aber der Mangosaft manchmal ätzend) oder Zitrusfrüchte. Alles was auf dem Boden wächst wie Erdbeeren, Kartoffeln etc. ist von vornherein schon mal härter für den Körper. Also, Augen auf bei der Jobsuche und viel Spaß.